http://meine.bahnen.at
Nun denn, eine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage habe ich auch noch
nicht so recht gefunden, aber ich versuche es trotzdem:
Ich bin Jahrgang 1971 und lebe seit meiner Geburt in Wien. Die ersten drei Jahre davon verbrachte ich in
unmittelbarer Nähe des Wiener Südbahnhofes. Den Spielplatz im nahen Schweizergarten soll ich damals schon
vorzugsweise wegen seiner Nähe zum Einschnitt der Schnellbahnstammstrecke aufgesucht haben und eines
meiner ersten Worte soll "Zug" gewesen sein.
Die letzten dort eingesetzten Dampflokomotiven der
Reihen 77 und 52 dürften ebenfalls eine Rolle in meiner weiteren Entwicklung gespielt haben, ebenso die
Kleinbahn-Anlage meines Vaters, welche mangels geeigneterer Örtlichkeiten (und vermutlich nicht
gerade zur Freude meiner Mutter) stationär im Wohnzimmer aufgebaut war. Ich erinnere mich
jedenfalls noch klar und deutlich an ihre Worte zu meinem Vater, so als ob es erst gestern gewesen wäre:
"Der Bua wird amoi no genauso Eisenbahn-deppert wie du werdn!"*) Sie sollte nicht recht
behalten. Es wurde schlimmer! Und einen meiner drei Brüder sollte es dann später auch noch
mindestens genauso schlimm erwischen...
Da in meiner Familie auch nie ein Auto vorhanden war, ist stets die Bahn das Verkehrsmittel erster Wahl gewesen. Solchermaßen vorbelastet, durchlebte ich dann auch noch die nicht minder prägsame Phase der Pubertät in der Höheren Technischen Lehranstalt Wien 1 (die "Schellinggasse"), wo ich nicht nur in die Geheimnisse der Elektrotechnik eingeweiht wurde, sondern erstmals auch auf gleichaltrige Gleichgesinnte stieß. Das Geschenk einer ersten einfachen "Gucki-Drucki"-Kleinbildkamera fiel mit den 150 Jahre-Feiern der österreichischen Eisenbahnen im Jahre 1987 zusammen. Während sich also andere in meinem Alter in Discos herumtrieben, heimlich rauchten oder andere Lustbarkeiten entdeckten, war ich auf der Jagd nach historischen Museumsstücken aus dem In- und Ausland, besuchte Tage der offenen Tür auf den Wiener Bahnhöfen und begleitete einen meiner Schulkameraden beim Sammeln von Bahnhofs-Tagesstempeln (einer zugegeben äußerst seltenen Ausprägung des Eisenbahnvirus!).
Zu guter Letzt sind aber doch noch (hoffentlich) wertvolle Mitglieder der Gesellschaft aus uns allen geworden. Ich verdiene mein Geld inzwischen bei einem großen österreichischen Mobilfunkunternehmen, investiert wird es wieder in alles, was man so zum Leben braucht. Also (Bahn-) Reisen, Modelleisenbahnen, Fotoausrüstung und gelegentlich ein gepflegtes Kulturgetränk.
*) Für meine Hochdeutsch sprechenden Leser: "Der Junge wird noch
einmal genauso Eisenbahn-verrückt werden wie Du!"